Kapitel D

Bezahlte und unbezahlte Arbeit

Titelbild Kapitel

Kapitel D

Bezahlte und unbezahlte Arbeit

Titelbild Kapitel

Indikator D6
Erwerbsbeteiligung

Icon für Kapitel D

Gleichstellungsziele

Gendergerechte Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit

Im Jahr 2019 sind etwas über 856.000 Personen der Wiener Bevölkerung im Erwerbsalter erwerbstätig, 401.000 Frauen und 455.000 Männer. Damit unterscheidet sich die Erwerbstätigenquote zwischen Frauen mit 66% und Männern mit 69% weniger stark als im Österreichschnitt (10 Prozentpunkte). Bei Männern ist Nichterwerbstätigkeit häufiger durch Arbeitslosigkeit oder Pension begründet als bei Frauen. Umgekehrt sind Frauen häufiger aus sonstigen Gründen nicht erwerbstätig.

Gegenüber 2011 ist bei Frauen der Anteil der Erwerbstätigen leicht gestiegen, bei Männern hingegen um 2 Prozentpunkte gestiegen. Zusätzlich ist der Anteil der Personen, die arbeitsuchend sind, bei Frauen von 7% auf 9% gestiegen, bei Männern von 8% auf 9%. Dagegen ist der Anteil von Pensionist*innen bei Frauen und sogar noch stärker bei Männern gesunken.

Die Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern variiert nach Alter, Bildung, Herkunft, Familienstand, wie dies in Indikator A4 Erwerbsbevölkerung näher beleuchtet wird. In der altersdifferenzierten Betrachtung der Erwerbstätigenquote ist die Erwerbsbeteiligung der Frauen auch in der sogenannten Familienphase zwischen 25 und 44 Jahren, in der Frauen am häufigsten von Kinderbetreuungspflichten betroffen sind, langsam näher an jene von Männern herangerückt. Die Differenz der Erwerbstätigenquote zwischen Frauen und Männern erhöht sich, wenn Frauen und Männer in Karenz abgezogen werden: nämlich auf rund 15 Prozentpunkte im Alter zwischen 30 und 34 Jahren sowie 12 Prozentpunkte zwischen 35 und 39 Jahren, was sich durch die im Schnitt längeren Karenzzeiten von Frauen ergibt (siehe Indikator H10 Kinderbetreuungsgeld). Werden nur Vollzeitbeschäftigte berücksichtigt, so steigt die Geschlechterdifferenz der Erwerbsbeteiligung bei den 30- bis 34-Jährigen auf 23 Prozentpunkte , bei den 35- bis 39-Jährigen auf 27 Prozentpunkte.

Migrations-Fokus 2016

Frauen mit Migrationshintergrund Drittstaat weisen entsprechend den Ergebnissen des Frauenbarometers 2015 mit einer Erwerbstätigenquote von 52% eine geringere Erwerbsbeteiligung als Frauen mit Migrationshintergrund EU (66%) und vor allem als Frauen ohne Migrationshintergrund (74%) auf. Sie unterscheiden sich entsprechend ihrem Erwerbsstatus in zweierlei Hinsicht von den beiden anderen Gruppen: Da sie durchschnittlich etwas jünger sind als die Wienerinnen ohne Migrationshintergrund, weisen sie zum einen, einen höheren Anteil von Schülerinnen oder Studierenden auf. Zum anderen, ist ein größerer Anteil weder erwerbstätig, arbeitslos noch in Ausbildung. Wenn sie erwerbstätig sind, sind sie in einem etwas höheren Ausmaß teilzeitbeschäftigt (Teilzeitquote: ohne MH 50%, MH EU/EFTA 43%, MH Drittstaat 54%). Damit ist der Anteil der vollzeitbeschäftigen Wienerinnen mit Migrationshintergrund Drittstaat fast um die Hälfte geringer als bei Frauen ohne Migrationshintergrund. Dieser signifikante Unterschied bleibt auch bei Frauen mit und ohne befristeten Aufenthaltsstatus, unterschiedlichen Altersgruppen und Zuwanderungsgenerationen, mit und ohne Kinder sowie mit geringeren oder höherem formalem Bildungsabschluss bestehen (vgl. Zandonella, Larcher 2015).

Corona-Fokus 2021

Die ersten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Österreich wurden im März 2020 umgesetzt. Nach lokalen Reisebeschränkungen, Absagen von Veranstaltungen und dem Aufruf zur sozialen Distanzwahrung wurde Mitte März der 1. Lockdown umgesetzt. Demnach war nur unter bestimmten Bedingungen der Aufenthalt im öffentlichen Raum erlaubt. Schulen und Hochschulen waren geschlossen und die Präsenzlehre wurde durch Distance Learning ersetzt. Geschäfte, die nicht der Versorgung der notwendigen Grundbedürfnisse dienten, mussten schließen ebenso wie Gastronomie- und Beherbergungsstätten. In den folgenden zwei Jahren wurden immer wieder weitere Lockdowns und unterschiedliche Maßnahmen verordnet. Die Erwerbstätigkeit der Wiener*innen zeigt in diesem Zeitraum zwar Fluktuationen, insbesondere einen Abfall bei Männern mit dem 1. Lockdown und in Folge des 2. Lockdowns und darauffolgende Wiederangleichung an die Situation davor, doch konnte sich die Erwerbstätigkeit insgesamt auf einem ähnlichen Niveau wie 2019 wiedereinpendeln. Die Arbeitslosigkeit zeigt hingegen einen Anstieg bis ins 1. Quartal 2021 mit ähnlichen Entwicklungstendenzen bei Frauen und Männern während 2020. Gegen Ende 2020 hatte sich die Arbeitslosigkeit von Männern wieder etwas reduziert, während jene von Frauen weiterhin aber weniger stark wie zuvor anstieg. Zu Beginn 2021 zeichnete sich wiederum ein Gipfel in der Arbeitslosigkeit ab.

Um Kündigungen und eine noch höhere Arbeitslosigkeit infolge der Schritte zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu verhindern, wurde verstärkt auf die Möglichkeit der Kurzarbeit gesetzt. Diese arbeitsmarktpolitische Maßnahme ermöglicht die Beibehaltung des Dienstverhältnisses bei Reduktion der Arbeitszeit und des Arbeitsentgelts bei gleichzeitiger Aufstockung des Gehalts durch das AMS mittels der Kurzarbeitsbeihilfe.

Die Daten aus 2019 sowie von vollzeitbeschäftigten Frauen im 1. Quartal 2020 sind aufgrund zu geringer Fallzahlen oder Stichprobenfehlern sehr stark zufallsbehaftet bzw. statistisch nicht interpretierbar. Sie werden dennoch dargestellt um den Kontrast zu den Daten ab dem 2. Quartal 2020 abzubilden. Den höchsten Gipfel der Inanspruchnahme der Kurzarbeit zeigten die Wiener*innen bereits im 1. Lockdown, in der Folge fiel die Kurve wieder ab, jedoch auf einem höheren Niveau als vor der Corona-Pandemie. Zunächst waren mehr Männer in Kurzarbeit als Frauen, doch im 3. Quartal 2020 waren es etwas mehr Frauen als Männer. Der Anteil der Kurzarbeit an der Gesamtbeschäftigung von Männern war anfangs 1% höher als bei Frauen, ab dem 3. Quartal 2020 wechselte diese Dynamik allerdings und 6 bzw. 7% an der Gesamtbeschäftigung von Frauen war Kurzarbeit im Vergleich zu 5 bzw. 6% bei Männern.

Entsprechend dem höheren Anteil an Vollzeitbeschäftigung bei Männern, waren auch mehr vollzeitbeschäftigte Männer in Kurzarbeit als Frauen, doch auch der Anteil der Kurzarbeit an Vollzeitbeschäftigung war bei Männern mit 17% höher als bei Frauen mit 15% im 1. Quartal 2020, danach glichen sich die Anteile an.