Gleichstellungsziele
Wertschätzende Darstellung vielfältiger Lebens- und Familienformen
2019 waren 421.877 Frauen und 464.783 Männer der Wiener Wohnbevölkerung erwerbstätig. Das sind 93.738 Personen mehr als 2011. Der Anstieg der erwerbstätigen Bevölkerung um 11% entspricht annähernd dem Bevölkerungszuwachs in Wien in diesem Zeitraum (siehe Indikator A1.1). Die Zahl der erwerbstätigen Frauen ist mit 9% im Vergleich zu jener der Männer mit 13% geringfügiger gewachsen. Im Schnitt liegt der Frauenanteil unter den Erwerbstätigen jedoch weiterhin bei 48%.
Unterdurchschnittlich hoch ist der Anteil der erwerbstätigen Frauen mit 41% in der Altersklasse der über 65-jährigen, was einerseits auf das frühere Pensionsalter der Frauen zurückzuführen ist und andererseits auf die vergleichsweise geringere vorangegangene Erwerbsbeteiligung von Frauen aus diesem Alterssegment (Mayrhuber et.al. 2021). Zugleich ist die Zahl der erwerbstätigen Frauen in diesem Alterssegment mit 22% im Verhältnis zu 2011 am stärksten gestiegen. Hier zeigt sich ein Trend zur längeren Erwerbstätigkeit beider Geschlechter - aber insbesondere von Frauen. Während die Zahl der erwerbstätigen Frauen zwischen 25 Jahren und 64 Jahren - wenn auch in unterschiedlicher Intensität - seit 2011 zunahm, war deren Zahl unter den 15-24-Jährigen stabil bzw. leicht rückläufig.
Differenziert nach Herkunft, zeigt sich seit 2011 ein verhältnismäßig höherer Anstieg des Anteils Erwerbstätiger unter den Wiener*innen mit Migrationshintergrund. Während die Zahl der Erwerbstätigen unter Wiener*innen mit österreichischen Wurzeln mit 2% unterdurchschnittlich anstieg, nahm vor allem unter Wiener*innen mit Wurzeln in anderen EU/EFTA-Staaten (35%) und aus Ost/Süd-Ost-Europa (13%) die Zahl der Erwerbstätigen zu. Dieser Trend gilt für Frauen und Männer gleichermaßen, wobei die Zahl erwerbstätiger Frauen vergleichsweise geringer anstieg. Nur unter Wiener*innen mit türkischen Wurzeln ist die Zahl der Erwerbstätigen unter den Frauen mit 8% ein wenig stärker gestiegen als unter den Männern (7%).
Insgesamt bleibt der Frauenanteil unter den Erwerbstätigen mit türkischer Herkunft mit 35% dennoch vergleichsweise gering. Auch unter Personen aus Drittstaaten, die im Verhältnis eine kleine Gruppe der Wiener Wohnbevölkerung ausmachen, ist der Frauenanteil an den Erwerbstätigen unterdurchschnittlich. Die im Vergleich zu Frauen anderer Herkunft niedrige Erwerbsbeteiligung von Frauen türkischer Herkunft und aus Drittstaaten ist Resultat unterschiedlicher struktureller Faktoren, die den Zugang zum Arbeitsmarkt erschweren: Geschlechtsspezifische Zuschreibungen, der Zeitpunkt der Zuwanderung, Kinderbetreuungspflichten, geringere Bildungsabschlüsse oder nicht anerkannte Abschlüsse und nicht zuletzt die Art der Aufenthaltsgenehmigung erschweren die Erwerbsbeteiligung von Frauen aus Drittstaaten und mit türkischer Herkunft. Der Frauenanteil unter den Erwerbstätigen aus EU/EFTA-Staaten oder aus dem ost- und süd-osteuropäischen Raum entspricht dem Frauenanteil unter den Erwerbstätigen in der Wohnbevölkerung österreichischer Herkunft.
Auch nach Bildung variiert die Erwerbsbeteiligung der Frauen stark und wirkt sich auf den Frauenanteil aus: Bei Akademiker*innen entspricht der Frauenanteil unter Erwerbstätigen ihrem Anteil an der Wohnbevölkerung und liegt damit höher als im Schnitt. In den anderen Bildungsgruppen ist der Frauenanteil unter den Erwerbstätigen im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Wohnbevölkerung geringer, insbesondere bei Pflichtschulabsolvent*innen. D.h., geringer qualifizierte Frauen weisen eine deutlich geringere Erwerbsbeteiligung auf als Männer derselben Qualifikationsstufe. Während der Anteil der Frauen mit max. Pflichtschule an der Wiener Bevölkerung zwischen 2013 und 2021 um 3% gesunken ist, ging deren Anteil unter den Erwerbstätigen um 4% zurück. Der Rückgang der Erwerbstätigkeit unter Frauen mit max. Pflichtschule entspricht demnach der Bevölkerungsentwicklung (siehe Indikator A3.1).