Gleichstellungsziele
Reduktion der Frauenarmut
Mit dem Indikator Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung, der etwa in der EU-Sozialstatistik und bei den Entwicklungszielen der Vereinten Nationen eine wichtige Rolle spielt (Statistik Austria 2021), soll Armut in unterschiedlichen Dimensionen erfasst werden. Neben Personen, die in Indikator H1 als armutsgefährdet gelten, werden seitens der Statistik Austria mit der Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung auch Personen bzw. Haushalte erfasst, die von erheblicher materieller Deprivation oder keiner bzw. sehr geringer Erwerbstätigkeit betroffen sind. Im Gleichstellungsmonitor wird eine leicht andere Definition des Indikators verwendet: statt der materiellen Deprivation wird hier die nationale Definition von finanzieller Deprivation dargestellt, da diese den nationalen Lebensstandard besser widerspiegelt.
Von finanzieller Deprivation, d.h., Gefährdung der Leistbarkeit von Grundbedürfnissen und unerwarteten, notwendigen Ausgaben, sind Frauen und Männer 2019 mit jeweils 19% gleichermaßen betroffen. Werden Haushalte wiederum nach dem Geschlecht der Hauptverdienerin bzw. des Hauptverdieners unterschieden, so zeigt sich mit 22% eine etwas stärkere Deprivationsgefährdung für Personen in Haushalten mit Frauen als Hauptverdienerin, für Personen in Haushalten mit einem Hauptverdiener liegt dieser Anteil bei 17%.
Keine oder sehr niedrige Erwerbsintensität ist dann gegeben, wenn alle Haushaltsmitglieder im erwerbsfähigen Alter gemeinsam insgesamt weniger als 20% des Erwerbspotenzials ausschöpfen. Frauen sind annähernd gleich von einer geringen Erwerbsintensität im Haushalt betroffen wie Männer (11% Frauen,13% Männer), das Geschlecht des Hauptverdieners/der Hauptverdienerin macht hier keinen Unterschied (jeweils 15%).
In Wien sind 2019 rund 525.000 Personen armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, d.h. auf sie trifft mindestens eines der Kriterien – Armutsgefährdung, finanzielle Deprivation oder keine oder sehr niedrige Erwerbsintensität – zu. Somit leben 29% der Wiener Frauen und 28% der Wiener Männer in Haushalten, die als armuts- oder ausgrenzungsgefährdet gelten. Personen in Haushalten mit einer Hauptverdienerin sind mit 37% deutlich stärker betroffen als Haushalte mit einem Hauptverdiener (23%).
Gegenüber 2011/12 hat sich die Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung 2019 für beide Geschlechter erhöht: für Frauen von 26% auf 29% etwas weniger stark als für Männer mit einem Anstieg von 22% auf 28%. Dabei sind die Anteile der armutsgefährdeten Personen leicht gestiegen, nachdem sie zwischen 2011/12 und 2015 gesunken waren. Diese Gruppe macht von den drei erfassten Untergruppen des Indikators jedoch in der absoluten Personenanzahl den größten Teil aus. Ein Anstieg armutsgefährdeter Personen wirkt sich daher stärker auf den Gesamtindikator aus. Die Anteile der Haushalte, deren Grundbedürfnisse bzw. unerwartete Ausgaben gefährdet sind, sind ebenfalls leicht gestiegen, sowohl für Frauen als auch für Männer (von jeweils 16% in 2011/12 auf 19% in 2019). Bei den Anteilen von Personen in Haushalten mit keiner oder sehr geringer Erwerbsintensität hat sich das Geschlechterverhältnis bei den vorliegenden Daten leicht geändert: betrug der Anteil bei den Frauen 2011/12 noch 12%, liegt er 2019 bei 11%, während er für Männer von 11% im Jahr 2011/12 auf 13% im Jahr 2019 leicht gestiegen ist.