Wiener Gleichstellungsmonitor

Der Verein Orient Express berät und begleitet Mädchen und junge Frauen im Zusammenhang mit Zwangsverheiratung; darüber hinaus betreibt er seit 2013 eine Not- und seit 2019 eine Übergangswohnung für acht bzw. 15 Klientinnen. 2020 konnten 27 Mädchen und junge Frauen in der Schutzeinrichtung und 25 in der Übergangswohnung untergebracht werden (vgl. Verein Orient Express, Jahresbericht 2020). Beide Angebote stehen Personen aus allen Bundesländern offen.

2020 unterstützte Orient Express 103 Mädchen und junge Frauen, die von Zwangsheirat bedroht (72) oder betroffen (31) waren. Die größte Klientinnengruppe sind die 18- bis 24-Jährigen, die fast drei Viertel der bedrohten und die Hälfte der betroffenen Klientinnen stellen. Jüngere, nämlich 15- bis 17-Jährige, sind in ähnlichem Ausmaß unter den von Zwangsheirat bedrohten Opfern (22%) und unter denen, die bereits zwangsverheiratet waren (19%). 78% der Klientinnen von Orientexpress stammen aus 5 Herkunftsländern: der Türkei (20%), Syrien und Tschetschenien (jeweils 18%) sowie Afghanistan (13%) und Ägypten (9%).

Orient Express ist außerdem seit 2017 als bundesweite Koordinationsstelle bei Verschleppung und Zwangsheirat tätig und hat in dieser Funktion 2019 und 2020 insgesamt weitere 63 Klientinnen beraten und betreut, darunter waren 11 erfolgreiche Rückholungen von verschleppten Personen.

Der deutliche Anstieg der Klientinnenzahlen von 2012 auf 2015 ist auf die Zunahme von bereits zwangsverheirateten Frauen und Mädchen zurückzuführen. Gleichzeitig veränderte sich die Altersstruktur und es erfolgte eine Verschiebung von den 15- bis 19-Jährigen hin zu den 20- bis 24-Jährigen. Das ist auch 2020 in der (neu festgelegten) Altersgruppe 18 bis 24 Jahre der Fall. Dagegen veränderte sich die Relation zwischen bedrohten und betroffenen Klientinnen – im Unterschied zu 2015 überwiegen (wie 2012) die bedrohten Mädchen und Frauen deutlich.