Gleichstellungsziele
Infragestellung von Rollenbildern und Schönheitsnormen
Grundlage für Essstörungen sind häufig unrealistische Schönheitsideale, die auch durch die öffentliche Darstellung von Frauen und Mädchen z.B. in den Medien verstärkt werden. Der Indikator 4 bildet die Einschätzung ihres Aussehens von unter- und normalgewichtigen sowie übergewichtigen bzw. adipösen Jugendlichen ab. Unter-, Über- und Normalgewichtigkeit orientiert sich am Konzept des Body Mass Index (BMI).
Insgesamt denken 47% der Mädchen und rund die Hälfte der Buben, dass sie ungefähr das richtige Gewicht haben. Von den übergewichtigen Mädchen sind 15% der Meinung, ungefähr das richtige Gewicht zu haben, jedoch glaubt das sogar ein Fünftel der Buben ebenso. Dagegen halten sich 85% der übergewichtigen Mädchen und 75% der Buben für zu dick. Von den unter- und normalgewichtigen Buben bezeichnen 57% ihr Gewicht als richtig, 16% sehen sich als zu dick. 55% der unter- und normalgewichtigen Mädchen bezeichnen ihr Gewicht als gerade richtig, 30% finden sich zu dick. Mädchen schätzen ihr Gewicht somit deutlich kritischer ein als Buben.
Der gesellschaftliche Druck bestimmten Körperidealen zu entsprechen, und den Körper zu optimieren richtet sich mittlerweile an beide Geschlechter, wenngleich an Mädchen und Frauen in wesentlich stärkerem Ausmaß und in wesentlich mehr Details. Nach wie vor bezeichnen 55% der unter- und normalgewichtigen Mädchen ihr Gewicht als gerade richtig und 30% finden sich zu dick. Bei den Buben liegen diese Anteile bei 57% bzw. 16%. Interessant ist der gegensätzliche Trend zur realistischen Selbsteinschätzung: Burschen mit Übergewicht/Adipositas schätzen sich vermehrt nicht mehr als gerade richtig oder zu dünn ein und Mädchen mit Unter/Normalgewicht vermehrt nicht mehr als zu dick. Beide Einschätzungen spiegeln ein realistischeres/gesünderes Körperbild wider. Auch wenn vorsichtig von einer positiven Entwicklung gesprochen werden kann, zeigen die Anteile der Mädchen, die sich zu dick fühlen auf, dass das eigene Körperbild bzw. herrschende Körpernormen für Mädchen eine große Belastung sind. Interessant wäre in dem Zusammenhang, inwieweit die Bilderwelten und auch empowernde Gegenwelten der Social Media Plattformen eine Rolle spielen.
15% der Mädchen und 27% der Buben mit Unter-/Normalgewicht schätzen sich 2018 als viel/etwas zu dünn ein, 55% der Mädchen und 57% der Buben glauben, dass sie ungefähr das richtige Gewicht haben. 30% der unter-/normalgewichtigen Mädchen schätzen sich als etwas oder gar viel zu dick ein – dieser Wert hat sich im Vergleich zu 2010 um 9% verbessert – damals waren es noch 39%. Bei den Buben beträgt der entsprechende Anteil 16%, der ebenfalls eine leichte Verbesserung reflektiert – 2010 und 2014 glaubten nämlich 18% der unter-/normalgewichtigen Buben, sie seien etwas oder gar viel zu dick.
Unter den Jugendlichen mit Übergewicht/Adipositas glauben 20% der Buben, dass sie ungefähr das richtige Gewicht haben, 4% schätzen sich sogar als viel/etwas zu dünn ein. Unter den übergewichtigen/adipösen Mädchen sind es 15%, die glauben, das eigene Gewicht sei gerade richtig und im Gegensatz zu den Buben keine, die sich als viel/etwas zu dünn einschätzen. Insgesamt fand seit 2010 bei den Buben eine Verschiebung hin zur realistischeren Einschätzung statt – damals schätzten noch 32% der adipösen/übergewichtigen Jungs ihr Gewicht als mindestens gerade richtig, wenn nicht als etwas oder viel zu dünn. Bei den Mädchen hingegen fand die Verschiebung in die gegensätzliche Richtung statt – 2010 schätzten 8% der adipösen/übergewichtigen Mädchen ihr Gewicht als mindestens gerade richtig, 2014 waren es 6% und 2019 15%. Trotzdem ist der Wert verglichen mit den Buben niedriger und somit die Einstellung zum eigenen Gewicht kritischer.
Die Daten zur Selbsteinschätzung des eigenen Körpergewichts drücken hohe Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und das spiegelt sich auch in den Zahlen zum Worst Case „Essstörung“. Die hohe Anzahl an Mädchen und Buben, die gefährdet sind, an einer Essstörung zu erkranken ist beunruhigend und sie steigt weiter [Anm. 2]. 2011/2012 waren 30 % der Mädchen gefährdet, 2014/2015 waren es 32 %. Besonders auffällig ist die Steigerung bei den Buben, die Zahl stieg von 15 % im Jahr 2011/2012 auf 20 % 2014/2015 – eine unerfreuliche Angleichung in die falsche Richtung.