Gleichstellungsziel 1
Erhöhung der Partizipation von Frauen in der Wiener Politik
Gleichstellungsziel 2
Erhöhung der Partizipation von Frauen in Interessensvertretungen
Expertin: Birgit Sauer
Auch wenn der Frauenanteil in der Politik in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen hat, sind Frauen in politischen Entscheidungsgremien wie auch bei der Besetzung politischer Funktionen weiterhin unterrepräsentiert. Dies betrifft die politische Repräsentation in Regierungsfunktionen auf Landesebene sowie auf nahezu allen Ebenen der Wiener Landes-, Gemeinde- und Bezirkspolitik (B1.1 und B1.2, B3.1), auch wenn die Frauenanteile im Gemeinderat/Landtag und in den Entscheidungsgremien der Bezirke zwischen 2013 und 2021 gestiegen sind. Ursächlich sind Parteien für die Unterrepräsentation von Frauen verantwortlich, da sie die Wahllisten (oftmals trotz Quotenregelungen) nicht so gestalten, dass Frauen in angemessenem Maße in den Entscheidungsgremien repräsentiert sind, wie Daten der Gemeinderatswahl 2020 zeigen (siehe B2.1).
Auch in institutionellen Interessensvertretungen, den Kammern und Fachgewerkschaften, ist eine ähnliche Unterrepräsentation von Frauen in Leitungspositionen festzustellen, wenn auch von 2013 bis 2021 eine leichte, aber keineswegs stabile und stetige Verbesserung konstatierbar ist. Konkret wird die Unterrepräsentation von Frauen in Leitungspositionen der gesetzlichen Interessensvertretungen (B4.1), in Arbeitnehmer*innenvertretungen (B5.1) sowie in schulischen und beruflichen Jugendvertretungen (B6.1) sichtbar.
Auch bei der politischen Partizipation [Anm. 1], also dem Engagement in Parteien sowie bei direkt demokratischen (Angebote der Stadt Wien zur Bürger*innenbeteiligung) und zivilgesellschaftlichen Beteiligungsformen (Bürger*inneninitiativen, NGOs, Engagement im Wohnumfeld) liegen Frauen hinter den Männern zurück (Bisheriges politisches Engagement Indikator B7.1 und Formen politischen Engagements Indikator B7.2). Es wäre allerdings ein Fehlschluss davon auszugehen, dass eine geringere politische Repräsentation von Frauen in der Gemeinde Wien auf die geringere Partizipation (oder gar das geringere Interesse) von Frauen zurückzuführen sei. Vielmehr zeigt die existierende Literatur, dass insbesondere geringere zeitliche Ressourcen Frauen von politischer Partizipation abhalten, und politische Repräsentationsgremien wie Gemeinderat/Landtag und Bezirksräte stark männlich dominierte Sphären sind, die Frauen durch unterschiedliche Mechanismen – z.B. die politische und organisationsspezifische Kultur – ausschließen. In einigen Ländern gibt es z.B. inzwischen erste Daten über Gewalt gegen Frauen in politischen Entscheidungsgremien [Anm. 2]; für Wien fehlen solche Daten noch.