Die Darstellung von Frauen und Männern in Kunst und Medien wirkt sich maßgeblich auf deren Wahrnehmung in der Öffentlichkeit aus und kann zur Verfestigung von traditionellen Geschlechterrollen oder unrealistischen Schönheitsidealen und damit zu Benachteiligungen und Diskriminierungen, aber auch zur Überwindung von stereotypen Rollenbildern beitragen (vgl. etwa Guth 2015; Throm 2015) (siehe Indikator L3 Essstörungen und Indikator L4 Körperwahrnehmung von Mädchen und Buben). Damit kommt der Art der Repräsentanz von Frauen in Medien und Kunst eine große Bedeutung zu, die zunehmend Aufmerksamkeit erhält. Die Art und Weise, wie Frauen und Männer dargestellt werden, ist aber schwer durch quantitative Indikatoren zu erfassen, daher wird im Gleichstellungsmonitor primär die Mitwirkung von Frauen und Männern in Kunst und Medien dargestellt. Die Partizipation von Frauen in den Ausbildungs- und Beschäftigungsfeldern Kunst und Medien sowie ihre Mitwirkung in Entscheidungsgremien werden sowohl als Indikator für individuelle Zugänge zu diesen Bereichen als auch als Wirkungsfeld für einen diversitätsorientierten Ansatz der Kunst- und Medienrepräsentanz interpretiert.
Sowohl Kunst als auch Medien stellen einen sehr heterogenen Beschäftigungsbereich dar, mit einerseits (wenigen) einflussreichen Positionen und andererseits einer Vielzahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse, weshalb mitunter zusätzliche Einkommensquellen zur Existenzsicherung beitragen müssen (vgl. etwa Alton 2006; Eichmann 2010, Manske 2016) (siehe dazu auch Kapitel H Armut und Soziale Sicherheit). Über die Beschäftigten im Kunst- und Medienbereich liegen nur bedingt Daten vor, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass eine eindeutige Definition dieser Berufsgruppe, vor allem im Bereich Kunst, schwierig ist. Nach Schätzungen der abgestimmten Erwerbstatistik ist jedoch davon auszugehen, dass rund 46% der Kunstschaffenden Frauen sind und rund 48% der Personen, die im Rundfunkbereich tätig sind (Statistik Austria 2019).
Frauen dominieren weiterhin tertiäre Ausbildungen im Bereich Kunst und Medien
Mehr als die Hälfte der Studierenden in Tertiärausbildungen für Kunst und Medien sind Frauen; diese Verteilung hält seit vielen Jahren an. Im WS 2019/20 studierten insgesamt 60% Frauen an den vier Wiener Kunsthochschulen, und in Studienrichtungen im Bereich Journalismus und Medien waren drei Viertel der Studierenden Frauen. Damit ist der Frauenanteil in tertiären Ausbildungen im Bereich Kunst und Medien höher als im Gesamtschnitt aller Wiener Hochschulen (siehe Indikator C4 Tertiäre Bildung). Auch beim wissenschaftlichen und künstlerischen Personal sowie in der Universitätsleitung fällt die Präsenz von Frauen an Kunsthochschulen höher aus als im Wiener Gesamtschnitt. Die kritische Auseinandersetzung mit Gender-Fragen hat an Kunstuniversitäten im Vergleich zu anderen tertiären Einrichtungen bereits eine lange Tradition und ist meist auch stärker institutionell verankert, bspw. in Form von Lehrangeboten und Arbeitsgruppen, was zu einer positiven Sensibilisierung hinsichtlich dieser Thematik beiträgt und damit wohl auch dazu führt, dass Frauen vermehrt und vereinfacht Zugang zu universitären Leitungsfunktionen haben. Dennoch sind Frauen auch an den Kunsthochschulen in den höheren akademischen Rängen im Vergleich zu ihrem Studierendenanteil leicht unterrepräsentiert: Mit 57% ist ein beachtlicher Anteil der Professuren mit Frauen besetzt; in den Leitungsgremien (den Rektoraten, den Universitätsräten und den Senaten) liegt der Frauenanteil jeweils darunter.
Geringe Repräsentanz von Frauen in Leitungsgremien im Bereich Kunst, verbesserte Situation im Bereich Medien
Der Kunst- und Medienbereich zeichnet sich dadurch aus, dass es sich um ein schwer zugängliches Beschäftigungsfeld handelt, was die Berufseinstiegsphase und insbesondere die Besetzung von Entscheidungspositionen betrifft, und vor allem Frauen finden seltener Zugang (vgl. etwa Schelepa et al. 2008). Nur bei einer der drei exemplarisch ausgewählten Institutionen für Kunst – den Wiener Festwochen, der Kunsthalle Wien und den Wiener Symphonikern –, der Kunsthalle Wien, sind die Leitungsposten von Frauen besetzt. Bei den Wiener Symphonikern hat der Anteil der Frauen im Orchestervorstand zugenommen und ist in allen anderen Gremien rückläufig. Es besteht mithin weiter ein Missverhältnis zwischen dem Frauenanteil in tertiären Kunstausbildungen und jenem in Entscheidungspositionen. Das vierköpfige Leitungsteam der Kunsthalle Wien ist mittlerweile ausschließlich durch Frauen besetzt. Eine noch deutlichere Diskrepanz zeigt sich im Medienbereich, wo es kaum eine Äquivalenz der in Journalismus tertiär ausgebildeten Frauen zu ihrer Präsenz in Führungspositionen gibt. Jedoch ist im Vergleich zu 2016 ein Anstieg des Frauenanteils unter Chefredakteur*innen und Geschäftsführungen zu merken. Dieser Trend zeigt sich sowohl bei den Regionalmedien Wien als auch bei den in Wien erscheinenden Tageszeitungen.
Leichter Fortschritt in der Präsenz von Frauen in Entscheidungsgremien der Kunstförderung und im Medienbereich
Frauen stellen in allen Entscheidungsgremien der Kunstförderung der Stadt Wien, also in Jurys, Kuratorien und Beiräten, nun über die Hälfte der Mitglieder. Ein Zuwachs des Frauenanteils zeigt sich in den Bereichen Literatur 58% und Film 57%, während im Bereich Theater der Frauenanteil auf 50% gesunken ist. Im Bereich Musik beträgt der Frauenanteil 75% und im Bereich Bildende Kunst und Neue Medien 60%. Auch im Medienbereich zeigen sich positive Entwicklungen, was die Präsenz von Frauen in Entscheidungsgremien betrifft. Jedoch sind Frauen allein im österreichischen Presserat mit 62% und dem Presseclub Concordia mit 55% geschlechterparitätisch vertreten, in allen anderen Gremien stellen Frauen weniger als die Hälfte aller Mitglieder. Vor allem in den Gremien des ORF sind Frauen mit einer Quote von 29% bis 34% unterrepräsentiert.
Frauen bei Kunstförderungen mit hohem Budgetanteil weiterhin stark unterrepräsentiert
Der in manchen Bereichen stärkere Zugang von Frauen in Entscheidungsgremien der Kunstförderung ändert wenig daran, dass nach wie vor nur ein sehr geringer Teil der Kunstförderung an von Frauen geleitete Institutionen geht. Im Jahre 2019 entfielen lediglich 30% der im Frauenkulturbericht gelisteten Förderungen für Kunst der MA 7 – Kultur auf von Frauen geführte Institutionen bzw. durchgeführte Projekte. Im Vergleich zu 2015 zeigt sich hier jedoch ein positiver Trend. Mit jeweils 25% sind die Förderungen, die an von Frauen (mit-)geleitete Institutionen gingen, vor allem in den Bereichen Theater und Musik, die gemeinsam das höchste Förderbudget erhalten, gering. Frauen sind nach wie vor insbesondere in jenen Bereichen vertreten, die mit einem vergleichsweise niedrigeren Budget ausgestattet sind. D.h. Männer dominieren weiterhin Bereiche mit hohen Budgetverantwortlichkeiten (siehe Indikator B3 Gremien der Gemeinde Wien, Indikator B4 Gesetzliche Interessensvertretungen und Indikator B5 Arbeitnehmer-*innenvertretung), was sich in mehrfacher Hinsicht nachteilig auf die Position von Frauen auswirkt, da damit Entscheidungsmacht und Bewusstseinsbildung einhergehen (vgl. bspw. Schulz et al. 1997; Künzel 2004; Barz/Meril 2015). Positive Entwicklungen zeigen sich dagegen bei der individuellen Fördervergabe im Bereich Kunst. Im Jahr 2019 fanden sich unter den 53 Preisträger*innen bzw. Stipendiat*innen der Stadt Wien 66% Frauen.
Schlussfolgerungen zu den Gleichstellungszielen für Kunst und Medien
Obgleich tertiäre Ausbildungen in Wien im Bereich Kunst und Journalismus stark von Frauen dominiert werden, zeigt sich, dass Frauen längst nicht im selben Ausmaß wie Männer an Kunstförderung und Kunstmanagement partizipieren. Im Medienbereich sind Frauen in Spitzenpositionen weiterhin unterrepräsentiert. In den Leitungs- und Entscheidungsgremien im Kunstbereich ist im Vergleich zu 2015 teilweise ein Rückgang der Frauen in Leitungspositionen zu bemerken. Zudem geht lediglich ein geringer Teil der Kunstförderung an von Frauen geleitete Institutionen, weshalb Männer nach wie vor Bereiche mit hohen Budgetverantwortlichkeiten besetzen. Weiterhin zeigen sich Datenlücken bei der Verankerung von Gender-Kriterien in der Vergabe von Förderungen und Preisen sowie bei dem Anteil von Künstler*innen mit einer existenzsichernden Beschäftigung. Außerdem gibt es keine durchgehend erhobenen Daten, um die Darstellung von Frauen in den beiden Bereichen Kunst und Medien flächendeckend abzubilden.