Gleichstellungsziele
Gendergerechte Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit
Wie die Verteilung der aufgewendeten Zeit für bezahlte und unbezahlte Arbeit von Frauen und Männern auf Basis der letzten Zeitverwendungserhebung 2008/2009 der Statistik Austria zeigt, leisten Frauen täglich rund eine Dreiviertelstunde mehr Arbeit als Männer, wenn sowohl bezahlte als auch unbezahlte Arbeit berücksichtigt wird. Während Frauen drei Fünftel der Arbeit unbezahlt tätigen, werden Männer für drei Fünftel ihrer geleisteten Arbeit bezahlt. Die Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit ist zwischen Frauen und Männern etwas stärker ausgeglichen, wenn nur Erwerbstätige betrachtet werden (Frauen: 5:48 Stunden für bezahlte Arbeit und 3:34 Stunden für unbezahlte Arbeit; Männer: 6:11 Stunden für bezahlte Arbeit und 2:42 Stunden für unbezahlte Arbeit). Corona spezifische Erhebungen zeigen, dass sich in den Lockdowns die Verteilung von unbezahlter und bezahlter Arbeit zwischen Frauen und Männern noch zugespitzt hat. Im ersten Lockdown ab März 2020 übernahmen Mütter in Paarhaushalten beispielsweise 12,5 Stunden mehr unbezahlte Arbeit in der Woche als Väter (siehe Blog: Genderspezifische Effekte von COVID-19).
Da bislang keine aktuellen Daten zur Zeitverwendung für unbezahlte Arbeit vorliegen, werden im Folgenden aus der Verteilung der Erwerbsarbeit bei Paaren Schlüsse auf die Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit gezogen.
Die Erwerbsbeteiligung der Frauen und Männer in Paarhaushalten ohne Kinder zeigt einen relativ großen Anteil von Paaren, die in ähnlichem Ausmaß erwerbstätig sind. Bei einem Drittel der Paare arbeiten beide in Vollzeit, während bei 10% der Paare beide teilzeitbeschäftigt sind. Zugleich ist der Anteil von Paaren, in denen nur der Mann oder nur die Frau erwerbstätig ist, mit in etwa einem Fünftel ähnlich groß. Bei 17% der Paare wird ein modifiziertes männliches Ernährermodell gelebt, bei dem die Frau mit Teilzeit die Vollzeitbeschäftigung des Mannes „ergänzt“.
Deutlich ungleicher ist die Aufteilung der Erwerbsarbeit bei Paaren mit Kindern. Bei weniger als einem Viertel der Paare ist Erwerbsarbeit mit Vollzeit oder Teilzeit gleich verteilt. Bei deutlich mehr als der Hälfte der Paare ist die Frau bei Vollzeitbeschäftigung des Mannes gar nicht erwerbstätig oder teilzeitbeschäftigt. Hinzu kommen 10% der Paare, bei denen entweder die Frau oder der Mann in Karenz ist – was nach den Daten der Kinderbetreuungsgeldbezieher*innen auch mehrheitlich Frauen betrifft (siehe Indikator H10 Kinderbetreungsgeld).
Bei einer Betrachtung der Daten aus 2016 zeigt sich bei Paaren ohne Kinder ein leichter Rückgang jener Paare, die bezahlte Arbeit gleich verteilen und beide Vollzeit erwerbstätig sind, während sich bei jenen Paaren im modifizierten Ernährermodell, bei dem er vollzeitbeschäftigt und sie Teilzeit erwerbstätig ist, ein leichter Anstieg zeigt (um jeweils 2 Prozentpunkte). Vollzeitarbeitende Paare mit Kindern verzeichnen seit 2016 einen Rückgang von 3 Prozentpunkten, auch hier ist ein Anstieg der Frauenteilzeitbeschäftigung zu sehen. In den letzten Jahren wurde eine gleichverteilte Erwerbsarbeit zwischen den Geschlechtern also nicht wahrscheinlicher, sondern ging sogar zurück.
Noch deutlicher wird die ungleiche Verteilung beim Beitrag des Fraueneinkommens zum Haushaltseinkommen, bei dem sich sowohl die ungleiche Verteilung der bezahlten Arbeitszeit als auch die Lohnunterschiede niederschlagen (siehe Indikator G2 Gender Pay Gap). Bei Paaren ohne Kinder bringt ein Drittel der Frauen die Hälfte oder mehr des Einkommens ein; 40% der Frauen verdienen weniger als 40% des gemeinsamen Einkommens. Bei Paaren mit Kindern erhöht sich der Anteil der Frauen, die weniger als 40% des Einkommens beitragen, auf 62%. 2021 verdienen nur 19% der Mütter mit Kindern unter 18 Jahren 50% oder mehr des Haushaltseinkommens. Die Veränderungen in Richtung Gleichverteilung des Beitrags zum Haushaltseinkommen sind seit 2016 äußerst gering, so verdienten bei Paaren ohne Kinder unter 18 Jahren 2016 42% der Frauen weniger als 40% des Haushaltseinkommens, bei Paaren mit Kindern waren es im Jahr 2016 63%.